2005 01 30 MelzerA4 dfJürgen Melzer, Maler aus Zossen, stellt im "Alten Krug" Skizzen,und Gemälde aus seinem Schaffen aus.
Kulturrezensent Arno Neuman in der Märkischen Allgemeinen vom 01.02.2005:

"Auf der Suche nach der Schönheit Malerei von
Jürgen Melzer im „Alten Krug“ in Zossen zu sehen / Anregung aus der Natur

ZOSSEN Urgemütlich war es. Der alte Kachelofen strahlte anheimelnde Wärme aus und die fast schon beängstigend vielen Besucher trugen das Ihrige dazu bei, dass man sich heimisch fühlte an diesem kalten Wintertag im 'Alten Krug' in Zossen. Jeder kannte irgendwie jeden, man war schnell im Gespräch und ein guter Schluck zum Trinken tat das Übrige, dass das historische Gemäuer seinem Namen als 'Begegnungsstätte' alle Ehre machte. Hier hat Zossen sein Herz gefunden.
Dass die niedrigen Räume mit den wuchtigen Balken so gar nicht museal konserviert wirken, liegt auch an den Bildern an den lehmgestrichenen weißen Wänden. Der 'Alte Krug' ist dank des Heimatvereins eine Galerie geworden, deren Ausstellungen auf das Profil von Haus und Verein abgestimmt sind. In Erinnerung ist noch die Auswahl von Arbeiten der Rangsdorfer Künstlerin Ursula Wendorff-Weidt, die sich sichtbar wohl fühlten an diesem Ort. Jetzt ist es Jürgen Melzer, der rund 70 Arbeiten von der Skizze bis zu großformatigeren Tafelbildern ausstellt.

Stillleben und Landschaften sind es, dazu wenige figürliche Studien.
Sein 'Stillleben mit Amarylis' gibt den farbigen Eröffnungsakkord, der Temperament, Ausdruckskraft und Lust am Bildermachen verrät. Die Natur, Pflanzen und Blumen, geben Jürgen Melzer den Anstoß, deren Schönheit in ihrer Eigenwilligkeit zu preisen, Formen zu überhöhen, Farben zu intensiverem, spannungsvollem Klang zu bringen, Räume im Bild zu bauen, aus einem Natur-Eindruck einen Bild Ausdruck zu machen - 'impressiver Expressionismus', wie es Jürgen Melzer einmal nannte, 'oder umgekehrt', wie er dann scherzhaft, aber durchaus berechtigt, hinzufügte.

Wer bei einem Heimatverein ausstellt, kommt um Heimatbilder nicht herum. Für Jürgen Melzer, seit mehr als einem Vierteljahrhundert Zossener in Randlage, ist das kein Problem. Problem für den Künstler ist vielmehr Zossen und sein Umland. Beide sind nicht mit Schönheiten gesegnet, die ein Malerauge entzücken. Gleichzeitig aber ist es die Chance des Ortes. Je bescheidener das Motiv, um so mehr Spielraum hat der Künstler, sein ganz eigenes Bild daraus zu machen, das Schönheiten entdeckt, wo landläufig keine zu finden sind.
Die Farbskizzen in der Vitrine am Eingang sind ein instruktives Beispiel dafür. Hier ist kein markanter Ort der Stadt auszumachen, nur Hausfragmente, Gesträuch, Wiese, Wege. Und doch steckt gerade in der Farbe eine Stimmung, die Zossen fühlen lässt. Gleiches gilt auch für die großformatigeren Arbeiten. Da ist Szene am Nottekanal zwischen Brücke und E-Werk, die Kreuzung Bahnhofstraße und Berliner Straße oder die Kirche am Markt. Hier geht nicht irgendeiner mit beschönigenden Blicken durch das Städtchen, um es für touristische Augen herzurichten, sondern Jürgen Melzer ist es, der seine ihn inspirierenden Motive sucht, der sieht, was andere übersehen wie etwa den geradezu eleganten Schwung der Fassaden an besagter Straßenkreuzung, der auch graue Häuser farbig zu feiern weiß und dem Helles wie der ausgewogene Baukörper der Kirche auch mal recht dunkel gerät. Dass man aus einer vergilbten Fotografie noch etwas machen kann, zeigt die Ansicht vom alten Bahnhof in einer Farbstimmung, die Historie suggeriert. Beim Bild mit dem 'Alten Krug' hat Jürgen Melzer noch 'ein bisschen Sonne aufs Dach gesetzt', um alles freundlich erscheinen zu lassen. Das Haus hat es verdient, genauso, wie diese erwärmende, künstlerisch gewichtige Ausstellung."