Heimatverein "Alter Krug" Zossen e.V.

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2022 01 21 Bekanntm 1923

bei den ersten Vorbereitungen zum Kalender 2023 ist mir dieses alte Stück Papier in die Hände gefallen. Nicht nur der 100jährige Wetterkalender zeigt Wiederholungen auf, sondern das Zeitgeschehen kommt in Phasen auch wieder vor. Vor 99 Jahren waren auch schon die Strom- und Energiepreise die Preistreiber, die zu höheren auskömmlichen Löhnen führen mußten und die Inflation anschob. Ein gewissen Schmunzeleffekt konnte ich nicht unterdrücken.

Karola Andrae

Heimatverein Zossen

Anmerkung: Ob diese Bekanntmachung länger als eine Stunde aktuell war, lässt sich nicht belegen. Jedoch bei der Hyperinflation von 1923 ist dies eher nicht wahrscheinlich.

Auf dem Höhepunkt der Hyperinflation zogen die Arbeiterfrauen mittags mit dem Handkarren in die Fabriken, um den Lohn ihrer Männer abzuholen und ihn für Lebensmittel auszugeben. Den Karren brauchten sie nicht etwa, weil es so viel Gemüse und Brot zu kaufen gegeben hätte, sondern weil das Papiergeld trotz der in die Billionen gehenden Nennwerte so wenig wert war, dass man selbst für kleine Einkäufe mehr Geld braucht, als ein Mensch tragen kann. Ende 1923 lohnte es sich gar, das nahezu wertlose Papiergeld zu verheizen oder als Altpapier zu verwenden.

Quelle: Frankfurter Allgemeine Online (2022-01-21)

Beispiele für den Preisverfall

Am 9. Juni 1923 kostete in Berlin:
1 Ei – 800 Mark
1 Liter Milch – 1440 Mark
1 Kilo Kartoffeln – 5000 Mark
1 Straßenbahnfahrt – 600 Mark
1 Dollar entsprach 100.000 Mark.

Am 2. Dezember 1923 kostete in Berlin:
1 Ei – 320 Milliarden Mark
1 Liter Milch – 360 Milliarden Mark
1 Kilo Kartoffeln – 90 Milliarden Mark
1 Straßenbahnfahrt – 50 Milliarden Mark
1 Dollar entsprach 4,21 Billionen Mark.

Quelle: www.planet-wissen.de (2022-01-21)

Dagegen ist die derzeitige Inflationsrate mit 4,8% noch sehr moderat. Aber wer weiß, vielleicht werden wir noch alle Millionäre.

2021 12 16 Foto MAZ
Feuerwehreinsatz in Zossen Luchblick, Keller ausgepumpt.

Angesichts der gerade überstandenen Kältewelle wurde in den Medien oft der Winter 1978/1979 in Erinnerung gerufen. Kaum Aufmerksamkeit fand der Winter 1996, ein Jubiläum in der Nachbarschaft lässt die Zeit 25 Jahre zurückschwenken. Mit wenig Schnee und viel Frost zogen sich die eisigen Temperaturen über etliche Wochen hin. Mitte Februar wurde es etwas lauer, um danach noch mal heftig kalt zu werden.Schön war es für Jung und Alt, sich mit Schlittschuhen auf den gefrorenen Seen und Wasserflächen zu bewegen.
Doch stetig fror der Boden dichter an die verlegten Wasserleitungen heran. Die Leitungen und die Wasseruhren froren ein. Die Kälte zog bis über 1,30m in den Boden, durch die Kellerwände an die Wasseruhren zog der Frost. Gut war der vorausschauende Hausbesitzer dran, der über Nacht Wasser laufen ließ, das half gegen das Einfrieren der Leitung. Plötzlich standen viele Haushalte ohne  Wasser aus der Leitung da. Nicht jeder konnte noch zum Nachbarn gehen und Wasser holen.Toilette, Kinder baden und waschen wurden fast zum Luxus. Nun mußten hier im Stadtbereich einige Wohngebiete, trotz eisiger Kälte auch noch mit Wasserwagen versorgt werden. Das Auftauen der Leitungen führte dann oft noch zu Rohrbrüchen und Wasserfontänen in den Kellern. Die Feuerwehren waren mit dem Auspumpen der Keller beschäftigt und der Wasserverband mit der Verschließung der geborstenen Rohre.
Es war auch noch einer der letzten Winter, in dem viele Gebäude mit Brikett beheizt wurden. Die Kohlevorräte schmolzen dramatisch dahin und etliche Nachbeschaffungen wurden nötig. Die Heizer in den Firmen und öffentlichen Gebäuden hatten mächtig zu tun, um das öffentliche Leben aufrecht zu erhalten. Die Schornsteine qualmten Tag und Nacht.
Erst nach diesem Winter stellten viele private und öffentliche Hauseigentümer die Heizungen auf Gas und Öl um, viele auch, weil die Kohlenkeller nun Ratzeputz leer waren. Nach diesem besonderen Winter ging auch das Berufsbild des Heizers dem Ende entgegen.

2021 12 16 Winter MAZ "40 Tonnen Karpfen drohen zu ersticken", "Lange Unterhosen aus dem Schrank jeholt", Frost rückt Rohren immer näher", so nur einige der Schalgzeilen in der Märkischen Allgemeinen Zeitung.



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