Im 4. Teil zur Rettung des „Alten Krugs“ möchte ich auf die historische Bauweise eingehen. Aber wer kann es denn verständlicher erklären als der Planer selbst? Hier also erstmalig der spannend zu lesende und ungekürzte Auszug mit den „Hinweisen zur Bauweise“ (März 1990) aus dem „bautechnischen Bericht zum Bestand und zum vorgefundenen Zustand einschließlich holzschutztechnischem Untersuchungsbericht und Erläuterungen zur Instandsetzung mit GAB-Nachweis für das Objekt "Alter Krug" in 1630 Zossen, Weinberge 25“. Auf diesem bautechnischen Bericht basierte die gesamte zukünftige Planung und Ausführung, die zum Gelingen einer denkmalgerechten Rekonstruktion notwendig war.
„4.2. Hinweise zur Bauweise
Das Gebäude wurde komplett aus heimischen Rohstoffen mit einfacher technologischer Bearbeitung errichtet. Verwendet wurden Feldsteine, Holz, Lehm, Stroh, Ziegel und Rohr. Die Feldsteine für die Fundamente kamen unbearbeitet zum Einsatz. Das Holz wurde in (meist eigenen) Waldbeständen gefällt, die Stämme bereits baustellengerecht ausgesucht. Gefällt wurde in der saftarmen Zeit, im Januar. Zur Holzbearbeitung standen die manuell zu handhabenden Zimmermannswerkzeuge zur Verfügung. Zur Herrichtung eines Balkens benötigte 1 Zimmerer ca. 1 Tag. Die Technologie der Holzbearbeitung, z. B. die Stammaufteilung, und die Erfordernisse der Konstruktion, z. B. Stärke der Ständer der Deckenbalken (Spannweite) etc., mußten in optimaler Übereinstimmung stehen und eine "Statik nach Gefühl" sichern. Für Standsicherheit und größere Lasten wurden Vollhölzer eingesetzt (Schwellen ca. 30/30 cm, Deckenbalken ca. 28/20 cm), die nur zu behauen werden brauchten. Die Wandständer wurden mit Halbhölzern durch einmaliges Spalten der Vollhölzer und Behauen errichtet, der Querschnitt beträgt in etwa 13/26 cm.
Die Verwendung von Voll- und Halbhölzern erbringt durch den hohen Kernanteil bereits einen biologischen Holzschutz gegenüber vielen - jedoch nicht allen - Holzzerstöreren. Aus den Voll- und Halbhölzern, geteilt nach Stamm- und Zopfenden, wurde das gesamte Gebäude gerichtet (Schwellen, Ständer, Riegel, Pfetten, Sparren, Säulen etc.). Die Staken wurden durch Aufspalten auf Länge gesägter Stammabschnitte hergestellt. Verwendet wurden dafür die verbliebenen Reste und Verschnitte der Rohholzstämme. Die Staken wurden mit Strohlehm umwickelt und mit Lehmmörtel (Lehm, Häcksel, Haare etc.) verstrichen. Der ursprüngliche Fußboden war wahrscheinlich aus Stampflehm hergestellt, einige Zimmer - die Wohn- oder Gaststube z. B. - hatten evtl. Dielung. Bretter wurden ebenfalls für Türen, Fenster und Laden benötigt. Diese geringen Mengen Brettware konnten auf der Baustelle mit 2-Mann-Handsägen hergestellt werden. Größere Mengen wurden üblicherweise in wassergetriebenen Brettmühlen der näheren Umgebung hergestellt. Geschichtlich besonders interessant ist die "Schwarze Küche" oder "Schlotküche". Zentral im Mittelpunkt des Hauses gelegen, hatte sie 4 Funktionen zu erfüllen:
1. Die Beheizung der angrenzenden Räume durch offene Kamine, deren Rauchabzug über den Schlot erfolgte, zu sichern
2. Die Beleuchtung der angrenzenden Räume mittels Kienfackeln zu sichern und zu gewährleisten, daß der Kienrauch direkt in den Schlot abzog
3. Das Kochen und Backen in der Schlotküche zu sichern
4. Die Vorratshaltung im Rauch zu gewähren
Diesem einfachen technologischen Konzept entsprach auch die statisch-konstruktive Ausbildung. Einfache Lastanordnungen der Deckenbalken auf die Ständer, der Dachlasten auf die Pfetten. Enge Ständerstellungen prägen das ausgewogene Fachwerkbild, unterstrichen durch kurze Wandriegel und eine ausgewogene Flächenteilung. In dieser Form bietet der "Alte Krug" ein interessantes Denkmal deutscher Heimatgeschichte. Der Stand der handwerklichen und technischen Entwicklung, aber auch die regionale Zentralität der Erbauer und die schlichte Schönheit und Zweckmäßigkeit dörflichen Bauens werden von diesem Gebäude anschaulich dargestellt.“
Von: Dipl-Ing. Werner Dünkel, Fachmann für Erst- und Nachschutz für im Hochbau verbaute Hölzer | Hönow, März 1990 | 34 Seiten | Auszug: 4.2. Hinweise zur Bauweise, Seite 6 bis 8 | 2. Ausführung von 5
Der mir überlassene o. g. bautechnische Bericht stammt aus dem Archiv der Familie Frambach. Die 5. Ausführung behielt der Verfasser.
Großen Dank!
Bis zum nächsten Mal und bleiben Sie interessiert.
Heimatliche Grüße
Thomas Krause — Zossen, August 2025