Der "Alte Krug" ist eine der wenigen Kulturstätten in Zossen.
Museum und Begegnungsstätte
Eigentümer: Stadt Zossen
Träger: Heimatverein "Alter Krug" Zossen e.V.
auf museum-digital-brandenburg
berichtet die Berliner Gastwirts - Zeitung vom 6. Februar 1926
„Von einem eigenartigen Geschäftsgebaren wird uns aus Z o s s e n berichtet: Der dortige Gesangsverein der vereinigten Männerchöre wollte eine Festlichkeit mit Tanz veranstalten und trat zu diesem Zweck an mehrere Saalbesitzer heran, die den Saal k o s t e n l o s zur Verfügung stelle und außerdem noch 50 M. in bar hinzugeben sollten. Nach mehreren Versuchen gelang es der Vereinigung endlich, einen Saalbesitzer zu finden, der auf ihre Bedingungen einging. Der Wirt durfte dann an die Teilnehmer der Festlichkeit k e i n B i e r und auch k e i n e S p i r i t u o s e n verabfolgen. Die Vereinigung hat vielmehr die Getränke, Bier in Genbinden und Spirituosen in Flaschen vom Wirt gekauft und an die Teilnehmer zu besonders hohen Preisen weiterverkauft, um Gelder für die Kasse zu sammeln. –
Man muß sich immer wieder wundern, welchen Z u m u t u n g e n heute der Gastwirt ausgesetzt ist. Nächstens soll er noch die Verköstigung gratis stellen. Jedenfalls darf gehofft werden, daß der Zossener Kollege aus dem unglaublichen Vorfall die einzig mögliche Lehre zieht und in Zukunft vorsichtiger ist.“
Was ist da eigentlich Verwerfliches daran, ist doch eine Win-win-Situation. Der Gastwirt hat verkauft und der Verein Geld in der Kasse.
„Poesie kennt keine Grenzen“
Zu den Schriftstellern und Dichtern, die einen Bezug zu Zossen haben, gehören die Russen Marina Zwetajewa (1892-1941) und Andrej Bely (1880-1934).
Marina Zwetajewa gilt neben Anna Achmatowa (1889-1966) als bedeutendste russische Dichterin des 20. Jahrhunderts. Andrej Bely war ein hervorragender Romanist, Dichter und der Theoretiker des russischen Symbolismus in der Literatur. Bely lebte 1922 als Emigrant mehrere Monate in Zossen. Hier wurde er von Marina Zwetajewa besucht. Beide schrieben über ihre Eindrücke vom Leben in der Stadt und deren Einwohnern.
Der Verein „Alter Krug“ Zossen e.V. und der Bildung und Aufklärung Zossen e.V. unterstützten mit Material und Informationen zum Aufenthalt Marina Zwetajewas und Andrej Belys in Zossen die Entwicklung eines Reiseführers zu den deutschen Stationen im Leben der Dichterin. Anlass war der 130. Geburtstag Zwetajewas.
Elena Beleninova, ausgewiesene Kennerin des Lebens der Zwetajewa und frühere Mitarbeiterin des Marina-Zwetajewa-Museums in Moskau, wird in einem Vortrag über das Werk der Dichterin und insbesondere deren enge Beziehung zur deutschen Kultur sprechen. Dabei wird auch auf die Umstände des Aufenthaltes in Zossen eingegangen.
Episode
Wie Dinge doch sich manchmal fügen. Der Heimatverein steckte mitten in den Vorbereitungen für den Jahreskalender 2022, der Persönlichkeiten, die in Zossen lebten,
vorstellen sollte. Kurt Liebau, von unserem Kooperationspartner, stieß bei der Suche auf den Schriftsteller Andrej Bely und schlug diesen vor. Wenige Tage später erhält unsere Vereinsvorsitzende Karola Andrae einen Anruf aus Leipzig, am Telefon
Elena Beleninova, ob wir etwas zum Aufenthalt des russischen Dichters Andrej Belys wüssten. 2021 besuchte Elena Beleninova Zossen, suchte die Stätten auf, die sie mit dem Leben Andrej Belys, dem Besuch der Marina Zwetajewa und deren Beschreibungen über Zossen verbinden konnte.
Das Rohr gedeckte Gebäude „ALTER KRUG“ in Zossen ist als eines der wenigen Zeugnisse ländlicher Kultur der Mitte des 18ten Jahrhunderts nahezu unverändert erhalten.
Etwa um 1750 wurde das Haus für den in königlichen Diensten stehenden Förster Schandken gebaut. Ob das Haus von ihm selbst errichtet oder als Dienstwohnung genutzt wurde, ist nicht überliefert. Die Nutzung als Dienstwohnung ist eher unwahrscheinlich, denn seine Frau wohnte nach seinem Tod 1787/1788 noch dort und war auch als Besitzerin verzeichnet. Ob damals schon Schankwirtschaft auf dem Grundstück ausgeübt wurde, steht nicht fest. Es gehört jedenfalls zu den ältesten Bürgerhäusern, die in der früheren Kolonie Weinberge bei Zossen einzeln und verstreut lagen.
Ab September 2022 können sich Paare nach drei Jahren Pause im "Alten Krug" wieder das Ja-Wort geben. Das urige historsche Ambiente des jetzt sanierten "Alten Kruges" bietet eine filmreife Kulisse für diesen wichtigen Tag im Leben sich liebender Paare.
Trauungen im „Alten Krug“ sind über das Standesamt Zossen anzumelden. Für Trauungen haben bis zu 18 Personen innen Platz.
Fotos: Fred Hasselmann
Am 30. Oktober ab 14:00 Uhr stellt Journalist und Fotograf Fred Hasselmann, bei Kaffee und Kuchen, im "Alten Krug" seine aktuelle Ausstellung "Ein Zossener Kleinod" vor.
In den 25 Jahren nach seiner Wiederbelebung hat der „Alte Krug“ viele Gäste gesehen, sei es, um nachzuvollziehen, wie die Menschen hier anno dunnemals gewohnt, in der schwarzen Küche gekocht, gebacken und gebrutzelt haben, um sich die vielfältigen Ausstellungen zur Heimatgeschichte anzusehen, um hier Kulturveranstaltungen zu erleben oder hier auch zu heiraten.
Vertragsunterzeichnung |
Nicht nur die Hülle des „Alten Krug“ wird im Moment durch die Stadt saniert, sondern auch wir als Heimatverein sind dabei unsere bisherige Arbeit im Krug zu überdenken. So haben wir das Gefühl, nach über 25 Jahren etwas „Altbacken“ und „Muffig“ geworden zu sein.
Bisher haben wir in 3 Räumen Gebrauchsgegenstände früherer Zeit, sowie die historische Schwarze Küche gezeigt. Im großen Raum gab es immer Wechselausstellungen zu vielen Themen und Vorträge zur Heimatgeschichte, Lesungen von Zossener Autoren und andere Kulturveranstaltungen. Seit Jahren geben sich Paare hier das „JA-WORT“ in historischer Kulisse.
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Der Heimatverein „Alter Krug“ hatte einen Antrag beim Bundesprogramm „Neustart Kultur“ aus dem Corona-Hilfen-Förderprogramm gestellt. Dem Antrag wurde nun stattgegeben und mit 7400€ durch den Bund bezuschusst. Zusätzlich trägt der Verein noch 1500€ an Eigenmitteln bei. Die Arbeit an diesem Projekt wurde ausgelöst und muss bis zum 1.9.2021 abgeschlossen sein.
Worauf kann sich der Besucher ab dem Sommer freuen?
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