Exponate im Alten Krug
Im Fundus des verstorbenen Heimatforschers Klaus Voeckler befand sich ein Buch mit seinen persönlichen Aufzeichnungen zu Direktorenberatungen der Schulen des Kreises Zossen von Dezember 1987 bis September 1989.
Als Direktor der Glienicker Oberschule vernahm er in dieser Zeit veränderte Vorstellungen von Schülern und Elternschaft über die Gestaltung des Lebens. Dinge wurden hinterfragt, manches verweigert, z. B. Arbeitseinsätze von Schülern. Anscheinend war es auch den Vorgesetzten in Kreis und Bezirk schon schwer, diese Veränderungen in der damaligen Gesellschaft und der politischen Auffassungen der Direktorenschaft zu erklären.
Dem Heimatverein wurden unverhofft jetzt 5 Brigadebücher des DDR-Fotoladens am Markt übergeben.
Heute befindet sich in diesen Räumlichkeiten die Deutsche Bank Automatenfiliale. Von dem damaligen langen Geschäftsräumen ist nichts mehr zu sehen, nur wenn die Geldautomaten gefüllt werden ist ein Blick nach hinten noch zu erhaschen. Viele Zossenern über 70 kennen den Fotoladen noch unter den Namen „Gewinn“dem selbständigen Fotografenmeister, bis die Verstaatlichung erfolgte und unter den Namen Dienstleistungsbetrieb (K) Foto bis zur Wende weiter geführt wurde. Tausende Paßbilder wurden hier gefertigt, Massen an privaten Filmen aufs Fotopapier gebracht und sicher auch bald jedes Brautpaar des Standesamtes kamen zu den festlichen Foto-Serien in diesen Laden und den Studiobereich.
In den umfangreichen Berichten findet wir viel Zeitgeschichte in Schrift und Bild von Zossen. Es gibt auch Bilder von den Arbeitsbedingungen hinter dem Ladentisch und Aktivitäten bei vielen politischen und unpolitischen Feiern und Ausflügen.
Heute finden wir die geschwollenen Berichte zu Planerfüllungen doch amüsant. War man damals selbst in der DDR-Bürger gehörten diese Wortwahlen doch zum Tagesgeschäft der Meldungen nach oben in die Leitungsebenen.
Karola Andrae
Es gibt alles im Netz, wenn man sich damit beschäftigt. So ist es dem Verein gelungen, Teile des Zentralblattes der Bauverwaltung des Kaiserreiches käuflich zu erwerben. Dieses Schriftstück ist nun schon 106 Jahre alt und fasziniert noch heute. Am 25.März 1916 wurde im nichtamtlichen Teil über den Bau eines mohammedanischen Bethauses für Kriegsgefangene in Wünsdorf, Provinz Brandenburg, berichtet. Auf weiteren Seiten wird ausführlich über die Bauweise der Holzkuppel und das Umfeld beschrieben. Das später Moschee genannte Gebäude ist leider nur noch auf Postkarten zu finden. Auf die Lage der Moschee verweist heute nur noch der Straßenname in Wünsdorf.
Die Moschee wurde im sogenannten "Halbmondlager", einem Kriegsgefangenenlager des Ersten Weltkrieges für Gefangene muslimischen Glaubens errichtet. Sie war die erste Moschee in Deutschland.
Informationen zur Moschee auf Wikipedia, zum Halbmondlager auf Wikipedia.
Ein Geschenk von Dieter Jungbluth
Mit der Veröffentlichung des letzten von 4422 Fotos des Zossener Fotografen Günter Scheike am 30. November 2021, der evangelischen Pfarrkirche von Zwethau, auf museumdigtal ist das erste Projekt zur Digitalisierung von Kulturgütern des Heimatvereins „Alter Krug“ Zossen abgeschlossen. Damit können jetzt alle Nutzer des Internets diese Fotosammlung über Orte in der DDR in den 60iger Jahren des vorigen Jahrhunderts sehen.
Wenn wir geahnt hätten … Wir hätten das Projekt bestimmt dennoch in Angriff genommen. Das Digitalisieren der Negative war noch der einfachere Part, da wir diesen dank der Förderung duch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg einer Agentur überlassen konnten. 4422 Fotos mit Metadaten anzureichern, wo lediglich der Fotograf und der Ort bekannt waren, stellte ein zeit- und arbeitsaufwendige Herausforderung dar. Schließlich konnte der letzte Part, Fotos und Metadaten online zu stellen, zur Hälfte auf Honorarbasis und zur anderen Hälfte ehrenamtlich erledigt werden.
Viele Anfragen zu den Fotos zeigen, dass unser erstes Projekt in der digiitalen Museumswelt gut aufgenommen wurde.
Obwohl wir jetzt um den Aufwand wissen, werden wir dennoch nächste Projekte in Angriff nehmen. Exponate in Depots, Archiven und Schubladen werden dem öffentlichen Zugang entzogen. Mögen doch die Internetnutzer selbst entscheiden, welche für sie interessant sind. Die Präsentation von Exponaten auf den einschlägigen Internetplattformen erweitern die Museen in den virtuellen Raum.
Gegenüber dem Land Brandenburg konnte das Projekt 2020 abgerechnet werden, weil der geförderte Anteil der digitalisierten Fotos da bereits erfüllt war.
Die digitalisierten Fotos auf museum digital
Gern möchten all jenen, die sich ebenfalls mit dem Gedanken tragen, ähnliche Projekte in Angriff zu nehmen, unsere Projektkonzeption und unseren Sachbericht als Anregung zur Verfügung stellen.
Dieses Projekt wurde durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg gefördert.
Aus dem Fundus entnommen
Feuerpolizei- und Löschordnung für die Stadt Zossen von 1833
Am Zustand des aus dem Fundus entnommenen unscheinbaren abgewetzten blauen Heftchen lässt sich sein Alter erahnen. Die rauen mausgrauen Seiten haben scheinbar selbst schon einmal Löschwasser abbekommen. Die Schrift ist trotzdem noch gut zu lesen und lässt so ein Stück Feuerwehrgeschichte unserer Stadt lebendig werden.
Des Kaisers letzte Orden
Diese Dokument mit Orden erwarb der Heimatverein 2020. In diesem Dokument übermittelt der Landrat von Teltow die Auszeichnung der Ehefrau des Zossener Bürgermeister Dr. Otto Wirth mit dem Verdienstkreuz für Kriegshilfe durch „Seine Majestät Kaiser und König“.
„Das Verdienstkreuz für Kriegshilfe wurde am 5. Dezember 1916 von Kaiser Wilhelm II. gestiftet. Es konnte an alle Männer und Frauen verliehen werden, die sich im vaterländischen Hilfsdienst besonders ausgezeichnet hatten.“ 1
Diese Auszeichnung erhielt also: „Frau Bürgermeister Dr. Wirth, Hochwohlgeboren“. Wie damals üblich, wurde die Frau nicht mit Vor- und Nachnamen persönlich angesprochen, sondern als Frau des Bürgermeisters. Nach der Zossener Chronik von Louis Günther wurde Dr. Wirth am 1. Mai 1899 von der Stadtverordnetenversammlung als Bürgermeister gewählt und begleitete dieses Amt über 30 Jahre.
Weiterlesen: Dokument über Auszeichnung im Namen des Kaisers
Seit kurzem ist der Heimatverein Zossen im Besitz der Urkunde, in welcher der Magistrat und Stadtverordnete der Stadt Zossen am 3. Juli 1927 Franz Oertel zum Ehrenbürger der Stadt Zossen ernannten. Der Ledermappe mit der Ehrenbürgerurkunde lag noch eine weitere Urkunde bei. Danach war Franz Oertel der Kirchenälteste und erhält von der Evangelischen Kirche der Mark Brandenburg in „dankbarer Anerkennung langjähriger und treuer Arbeit im Dienste für Kirche und Gemeinde“ am 1. Juli 1929 eine Ehrenurkunde. Der Zossener Chronik von Louis Günther ist zu entnehmen, dass man bereits 1924 die nach der Revolution abgegangenen Ratmänner Franz Oertel, Ernst Götze und Karl Schwietzke zu Stadtältesten ernannte. „Der Ratman Bernhard Fink und dem Stadtarzt Geheimen Sanitätsrat Dr. v. Ubisch wurde das Ehrenbürgerrecht angetragen“ (S. 109).1
Der Heimatverein erwarb eine Werbeseite, die Aufschluss über den Erfindergeist des Mühlenmeisters W. Otto aus Zossen gibt.
Auf diesem Werbeblatt offeriert der W. Otto, Mühlenmeister aus Zossen, Referenzen für sein Patent „Selbständige Zug-Jalousie-Regulierung ohne Bruststück und Welle zu durchbohren und bei Hinterwind selbständig öffnend“. Dieses Patent ist nach seinen Angaben als Deutsches Reichs- Patent-No 100 944 registriert. Auf der Rückseite des Werbeblattes wirbt er für ein weiteres seiner Patente einer „Getreide-, Spitz- und Reinigungsmaschine“ unter der Deutsches Reichs-Patent No- 145 397. Ein Blick in die Liste der vergebenen Patentnummern D.R.P., Deutsches Reichspatent, und D.R.G.M., Deutsche Reich Gebrauchs Muster, 1877 – 1945 verrät, dass die Patente über die Zugjalousie 1898 und über die Getreidemaschine 1903 erteilt wurden. (1)
Ohne zu sehr in die technischen Details einzusteigen, nur so viel, die Zugjalousie regelte den Lauf des Mahlwerkes bei wechselnden Winden und Witterungsverhältnissen. Das Bruststück ist jenes Teil am Flügelwerk, an dem die Flügel – Ruten angebracht sind. Die technischen Details des Mühlenbaus können in Werner Schnelle: „Mühlenbau-Wasserräder und Windmühlen bewahren und erhalten“ (2) nachgelesen werden. Unter dem Stichwort Mühlenaufbau finden sich aber auch im Internet sehr detaillierte Konstruktionshinweise.
Weiterlesen: Deutsche Reichspatente No. 100944 und No. 145397
Der Heimatverein erhielt aus den Händen des ehemaligen Leiters der ZBE ACZ Zossen die Chronik des Betriebes. Die Abkürzungen ZBE und ACZ sind vielleicht jener Generation, die in der DDR gearbeitet und gelebt hat, noch ein Begriff. Sie würden sicherlich in Vergessenheit geraten, wenn sie nicht als Teil der DDR-Geschichte, aber auch der Heimatgeschichte vor Ort, vor allem in den landwirtschaftlich geprägten Gebieten, verstanden und auch aufbereitet würden.
Die Agrochemischen Zentren (ACZ) waren Zwischenbetriebliche Einrichtungen (ZBE) die für mehrere Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG), Volkseigenen Gütern (VEG) und Forstbetrieben die Lagerung und Ausbringung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln übernahmen. Übrigens die Abkürzungen für die Strukturen der landwirtschaftlichen Produktion enthielten meist drei Buchstaben, so unter anderem LIW, KFL, KAP, LTA, ZGE, GPG, LVG.
Dem Heimatverein liegt jetzt die Chronik des ACZ – Dabendorf vor. Daraus wird deutlich, dass das ACZ Dabendorf maßgeblich das gesamte gesellschaftliche Leben im Kreis Zossen mitprägte. Auf 124 Seiten ist minutiös die Vorgeschichte des ACZ und seine Entwicklung in Wort und Bild bis 1985 festgehalten.
Weiterlesen: Heimatverein erhielt Chronik von der ZBE ACZ Zossen
2018-09-14
Nun ist die "Beußel-Bank“ hier im „Alten Krug“ in den Weinbergen. Kirchenbesucher werden diese schwarzbraune Bank mit den Schnitzereien, der hohen Rücklehne und den gewaltigen Armlehnen kennen. Man nennt sie die „Beußel-Bank“. Viele Jahre stand sie in der Sakristei der Zossener Dreifaltigkeitskirche später dann im Gemeindesaal, gleich neben dem verschlossenen Aktenschrank. Nach der Wende wurde die Bank schon etwas restauriert und zeigt sich so im heutigen schwarz-glänzendem Zustand den Besuchern. Besonders Kinder liebten diese Bank, konnte man mit dem Po doch schön drauf rutschen und gab oft den Eltern eine Verschnaufpause. Viel kann über diese Bank noch nicht berichtet werden. Ist sie ein Geschenk des Rittergutsbesitzer Fritz Beußel an die Kirche gewesen?
2012-09-09
Michael Sommer übergab dem Heimatverein einen ca. 1955 als Gesellenstück im Familienunternehmen Reimann in Dabendorf gefertigten Tisch.
Zum Tag des Offenen Denkmals hatte MIchael Sommer für die Ausstellung zur Dresdener Eisenbahn das Modell des Zossener Bahnhofs beigesteuert. Nachdem er das Modell mit aufgestellt hatte verabschiedete er sich von Klaus Andrae, dem Museumsleiter, mit den Worten: „Ich werde sehen, ob ich den Tisch transportiert bekomme.“
2012-09-09
Frau Elvira Dahlke übergab anlässlich des Tages des Offenen Denkmals dem Heimatverein „Alter Krug“ ein Konfirmationskleid ihrer Großmutter. Ihre Großmutter, Anna Schadow, geborene Petermann, wurde 1887 in Schöneiche geboren. Sie wohnte später in den Weinbergen Nr. 72 bzw. 38, also in unmittelbarer Nähe des Alten Kruges. Wenn sie das Kleid mit 14 zur Konfirmation getragen hat, dann wäre diese 1901 gewesen. Genauere Angaben ließen sich sicherlich aus den Kirchenbüchern ermitteln. Fakt ist jedoch, das Kleid ist über 110 Jahre alt. Wer sich das Kleid näher anschaut, muss kein Experte sein, um dieses Kleid als eine wertvolle Schneiderarbeit zu erkennen.
2010-11-24
Dies hat auch Volkmar Wittenhagen (84) erfahren, als er nach dem II. Weltkrieg, zurück aus Kriegsgefangenschaft, aus praktischen Gründen nicht seine durch den Krieg unterbrochene kaufmännische Ausbildung fortsetzte, sondern Tischler lernte. Diesem Umstand verdankt der Heimatverein „Alter Krug" heute die Übergabe von neunzehn Kunsttischlerhobel, die mindestens achtzig Jahre alt sein dürften. Als Herr Wittenhagen sie Anfang der fünfziger Jahre von der Witwe eines Kunsttischlers erwarb, arbeitete er zwar bereits im Laden bei seinem Vater in Berlin Lichterfelde. Dem Anblick dieser Geräte, was heißt hier Geräte, dieser Werkzeuge oder besser noch der Violinen eines Tischlers, konnte er nicht widerstehen. „Dazu gehört eigentlich noch eine Hobelbank", so der 84 jährige, aber die brauche er noch.
2010-04-19
Dies kann der Tisch aber nicht! Deshalb wird aufgeschrieben, was über ihn erzählt und in Erfahrung gebracht wird. Der Stirnwandtisch, der heute in der guten Stube im Heimatmuseum „Alter Krug“ in Zossen steht, stand nicht immer dort, aber ist ziemlich genau so alt wie der Alte Krug. Jedoch ohne dendrochronologische Untersuchung lässt sich das genaue Alter nicht exakt feststellen. Im Unterschied zu einem Vierbeintisch, wurden für die Stirnseiten des Tisches aus 3 bis 6cm starkem und eindrucksvoll gezeichnetem Kernholz Seitenwände gefertigt. Diese wiederrum wurden mit Querstreben und meist auch mit Fußbrettern verbunden. Jetzt war der Tisch so stabil, dass der Bauer, ohne Risiko für den Tisch, schon mal ordentlich mit der Faust draufhauen konnte.