Rangsdorf - vom Dorf zur Siedlungsgemeinde
Dr. sc. Siegfried Wietstruk.
Für diese Ausstellung wurde mit zwei Plakaten mit unterschiedlichen Motiven auf historischen Fotos vom Strandbad Rangsdorf geworben.
ZU diesem Thema schrieb Wietstruck in der Märkischen Allgemeinen vom 16.01.2004
"Wende kam mit Gutsverkauf Rangsdorf: Vom Dorf zur Siedlungsgemeinde und zum Ausflugsziel
RANGSDORF Die Gemeinde Rangsdorf war über Jahrhunderte ein Bauern- und Gutshof.
In der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts veränderte sich der Charakter des Ortes jedoch grundlegend. Dazu trug bei, dass Rangsdorf von Berlin aus in südlicher Richtung der erste Ort mit einer abwechslungsreichen Landschaft war. Schon zu Beginn des 20.Jahrhunderts lockte der Rangsdorfer See mit seiner waldreichen Umgebung zunehmend Berliner zu Tagesausflügen in den Ort, um in der freien Natur Erholung zu finden.
Aber noch behinderten zahlreiche Verbotsschilder das Betreten der Gutswälder. Der vor allem nach dem Ersten Weltkrieg zunehmende Ausflugsverkehr nach Rangsdorf wurde durch die Nähe zur Hauptstadt und die verkehrstechnisch günstige Lage des Ortes an der Berlin-Dresdner Eisenbahn mit dem Vorortverkehr bis Zossen und an der von Berlin nach Süden führenden Hauptverkehrsstraße, heute B96, erleichtert.
1928 erwarb Gemeinde Gelände
Diese günstigen Bedingungen konnten jedoch erst nach dem Tod des letzten Gutsbesitzers Richard Spiekermann voll wirksam werden. Erbstreitigkeiten hatten nach dem Tod des Rittergutsbesitzers zum Verkauf des Gutes geführt. Kürzlich gesichtete Archivunterlagen lassen diesen Prozess heute genauer schildern: Aus Schreiben des Landrates des Kreises Teltow an den Regierungspräsidenten in Potsdam vom Dezember 1927 und Juni 1928 geht hervor, dass der Kreis Teltow das Rittergut käuflich erworben und davon rund 400 Morgen (100 Hektar) Siedlungsgelände und den über 1000 Morgen großen Rangsdorfer See für 600000 Reichsmark an die Gemeinde Rangsdorf weiter veräußert hatte.
Eine spätere Quelle nennt als Datum des Kaufvertrages zwischen dem Kreis und der Gemeinde den 6.Januar 1928 und präzisiert den Umfang des erworbenen Geländes einschließlich des Rangsdorfer Sees mit 389 Hektar, was also 1556 Morgen entsprach. Die Gemeinde Rangsdorf gelangte damit in den Besitz des Rangsdorfer Sees, des Waldgebietes und der Äcker zwischen See und Eisenbahn sowie des Südgeländes östlich der Bahn bis zur Grenze mit der Gemarkung Groß Machnow. Noch 1928 begann die Parzellierung und der Verkauf von Parzellen.
Danach wurden erste Lauben, Wohnhäuser, Läden und Gaststätten, darunter der Rangsdorfer Hof und das Café Lewandowski, errichtet. 1930 löste die neue Schule in der Fichtestraße die alte auf dem Dorfanger ab. So begann die Entwicklung vom Dorf zu einem Siedlungs- und Erholungsort.
Zustimmung unter Bedingungen
Unterlagen vom Sommer und Herbst 1928 belegen den Kauf des Restgutes mit einer Größe von rund 860 Morgen (215 Hektar) südlich des Dorfes durch den Domänenpächter Adolf Henning aus Clossow bei Bärwalde vom Kreis Teltow im Juni 1928. Henning schwebte eine Bebauung bis zum Zülowkanal im Süden und von der Eisenbahn im Osten bis zum Rangsdorfer See im Westen sowie die Anlage von Kanälen und damit eine „Lagunenstadt“ vor.
Die Rangsdorfer Gemeindevertretung gab den Plänen am 14.März 1929 die Zustimmung unter bestimmten Bedingungen.
So sollten unter anderem die Straßen, Wege und Plätze auf Kosten von Henning angelegt und eine Straße entlang der Eisenbahn bis zum geplanten Haltepunkt der Bahn bei Pramsdorf gebaut sowie am Rangsdorfer See eine 15 Meter breite Strandpromenade von einer Bebauung frei bleiben. Im Juni 1930 genehmigte der Teltower Landrat dem Rittergutsbesitzer Adolf Henning, 120 Morgen (30 Hektar) zu parzellieren, wobei eine 7,50 Meter breite Uferpromenade gefordert wurde. Aber auch diese in der Breite nunmehr halbierte Uferpromenade wurde trotz der Proteste von Rangsdorfer Bürgern damals und bis heute nicht realisiert, wenngleich neuerdings die Absicht dafür wieder bestehen soll.
Bis heute Klein Venedig
Mit der Genehmigung des Landrates begann der Bau des von Kanälen durchzogenen Ortsteiles, der zunächst Wassersportsiedlung genannt wurde und danach bis heute Klein Venedig heißt. Allerdings umfasste die bebaute Fläche nur einen Teil des ursprünglichen Planes. Weitere 145 Hektar aus dem Besitz des Restgutsbesitzers Henning zwischen Bahnstrecke und Rangsdorfer See sowie Klein Venedig und Zülowkanal wurden 1935 vom NS-Staat gegen Entschädigung für die Anlage des Reichssportflughafens enteignet."
In der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts veränderte sich der Charakter des Ortes jedoch grundlegend. Dazu trug bei, dass Rangsdorf von Berlin aus in südlicher Richtung der erste Ort mit einer abwechslungsreichen Landschaft war. Schon zu Beginn des 20.Jahrhunderts lockte der Rangsdorfer See mit seiner waldreichen Umgebung zunehmend Berliner zu Tagesausflügen in den Ort, um in der freien Natur Erholung zu finden.
Aber noch behinderten zahlreiche Verbotsschilder das Betreten der Gutswälder. Der vor allem nach dem Ersten Weltkrieg zunehmende Ausflugsverkehr nach Rangsdorf wurde durch die Nähe zur Hauptstadt und die verkehrstechnisch günstige Lage des Ortes an der Berlin-Dresdner Eisenbahn mit dem Vorortverkehr bis Zossen und an der von Berlin nach Süden führenden Hauptverkehrsstraße, heute B96, erleichtert.
1928 erwarb Gemeinde Gelände
Diese günstigen Bedingungen konnten jedoch erst nach dem Tod des letzten Gutsbesitzers Richard Spiekermann voll wirksam werden. Erbstreitigkeiten hatten nach dem Tod des Rittergutsbesitzers zum Verkauf des Gutes geführt. Kürzlich gesichtete Archivunterlagen lassen diesen Prozess heute genauer schildern: Aus Schreiben des Landrates des Kreises Teltow an den Regierungspräsidenten in Potsdam vom Dezember 1927 und Juni 1928 geht hervor, dass der Kreis Teltow das Rittergut käuflich erworben und davon rund 400 Morgen (100 Hektar) Siedlungsgelände und den über 1000 Morgen großen Rangsdorfer See für 600000 Reichsmark an die Gemeinde Rangsdorf weiter veräußert hatte.
Eine spätere Quelle nennt als Datum des Kaufvertrages zwischen dem Kreis und der Gemeinde den 6.Januar 1928 und präzisiert den Umfang des erworbenen Geländes einschließlich des Rangsdorfer Sees mit 389 Hektar, was also 1556 Morgen entsprach. Die Gemeinde Rangsdorf gelangte damit in den Besitz des Rangsdorfer Sees, des Waldgebietes und der Äcker zwischen See und Eisenbahn sowie des Südgeländes östlich der Bahn bis zur Grenze mit der Gemarkung Groß Machnow. Noch 1928 begann die Parzellierung und der Verkauf von Parzellen.
Danach wurden erste Lauben, Wohnhäuser, Läden und Gaststätten, darunter der Rangsdorfer Hof und das Café Lewandowski, errichtet. 1930 löste die neue Schule in der Fichtestraße die alte auf dem Dorfanger ab. So begann die Entwicklung vom Dorf zu einem Siedlungs- und Erholungsort.
Zustimmung unter Bedingungen
Unterlagen vom Sommer und Herbst 1928 belegen den Kauf des Restgutes mit einer Größe von rund 860 Morgen (215 Hektar) südlich des Dorfes durch den Domänenpächter Adolf Henning aus Clossow bei Bärwalde vom Kreis Teltow im Juni 1928. Henning schwebte eine Bebauung bis zum Zülowkanal im Süden und von der Eisenbahn im Osten bis zum Rangsdorfer See im Westen sowie die Anlage von Kanälen und damit eine „Lagunenstadt“ vor.
Die Rangsdorfer Gemeindevertretung gab den Plänen am 14.März 1929 die Zustimmung unter bestimmten Bedingungen.
So sollten unter anderem die Straßen, Wege und Plätze auf Kosten von Henning angelegt und eine Straße entlang der Eisenbahn bis zum geplanten Haltepunkt der Bahn bei Pramsdorf gebaut sowie am Rangsdorfer See eine 15 Meter breite Strandpromenade von einer Bebauung frei bleiben. Im Juni 1930 genehmigte der Teltower Landrat dem Rittergutsbesitzer Adolf Henning, 120 Morgen (30 Hektar) zu parzellieren, wobei eine 7,50 Meter breite Uferpromenade gefordert wurde. Aber auch diese in der Breite nunmehr halbierte Uferpromenade wurde trotz der Proteste von Rangsdorfer Bürgern damals und bis heute nicht realisiert, wenngleich neuerdings die Absicht dafür wieder bestehen soll.
Bis heute Klein Venedig
Mit der Genehmigung des Landrates begann der Bau des von Kanälen durchzogenen Ortsteiles, der zunächst Wassersportsiedlung genannt wurde und danach bis heute Klein Venedig heißt. Allerdings umfasste die bebaute Fläche nur einen Teil des ursprünglichen Planes. Weitere 145 Hektar aus dem Besitz des Restgutsbesitzers Henning zwischen Bahnstrecke und Rangsdorfer See sowie Klein Venedig und Zülowkanal wurden 1935 vom NS-Staat gegen Entschädigung für die Anlage des Reichssportflughafens enteignet."
Plakate: Archiv Dieter Frambach