Heimatverein "Alter Krug" Zossen e.V.

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2022 01 15 01aAnna Amalia und ihre geistige Schatzkammer, so hatte der Referent Stefan Rothen seinen Vortrag überschrieben

In der einführenden Tafel stand weitergeschrieben:

Eine moderne Welfin mit Kunstverstand auf dem Thron von Sachsen-Weimar-Eisenach.

Zeitansage: Vor rund 260 Jahren, zog sie als Herzogin in Weimar ein.

Das Leben der Anna Amalia diente Rothen als Klammer für seinen Vortrag, um über die Klassikerstadt Weimar mit ihren Goethe und Schiller, Herder und Wieland und natürlich mit der Herzogin Anna Amalia Bibliothek.

Verzichtend auf die Darstellung des Lebenslaufes und der verwickelten Adelsverwandtschaften, sollen hier aus dem Vortrag einige Episoden wiedergegeben werden.

Zunächst stellte Rothen klar, er sei ein Weimarer und kein Weimaraner.

Goethe konnte noch sagen:

"Gott grüß' euch, Brüder,

Sämtliche Oner und Aner!

Ich bin Weltbürger,

Ein Weimaraner…“

Heute steht Weimaraner für eine edle Jagdhunderasse.

„Belegt ist, dass Großherzogs Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts einige silberne Jagdhunde an seinem Hof in Weimar hielt. Die damaligen Züchter legten noch keinen großen Wert auf ein einheitliches Aussehen und es gab auch langhaarige Vertreter, die heute eher selten sind. Erst ab 1897 züchtet der Weimaraner Klub e. V. den silbergrauen Hund nach einheitlichem Standard.“

Quelle (Stand 2022-01-15)

Wenn die Einwohner von Weimar nicht mit der Hunderasse gleichgesetzt werden wollen, sollten sie sich, wie Rothen, Weimarer nennen.
Anmerkung: Wie dies jedoch in Genderzeiten für das weibliche Geschlecht korrekt ist, Weimaranerinnen oder Weimarerinnen, darüber besteht noch Klärungsbedarf.

Er selbst so Rothen, sei in Weimar aufgewachsen und habe mütterlicherseits Vorfahren aus Zossen. Zur Herzogin-Amalia Bibliothek habe er eine besondere Beziehung, da seine Mutter dort gearbeitet habe. So wusste er zu berichten, dass die Mitarbeiter der Bibliothek eine besondere Beziehung hatten, und machte dies an folgender Geschichte fest:

Eines Tages hätten Mitarbeiter ihre Stempel in die Hand genommen und auf jedes Blatt einer Toilettenrolle mit der Aufschrift: „Nur im Lesesaal zu verwenden!“ versehen. Auf einer anderen Rolle hätte danach gestanden: „Wissenschaftlich besonders wertvoll!“

Die Wendeltreppe im Bücherturm, der einst einer von 10 Stadttoren gewesen war, hätte er als Junge auf- und abgehen dürfen.

Auch zu dieser Wendeltreppe hatte er eine Story parat, die sich die Weidaer bis heute erzählen.

Gebaut wurde diese Treppe für die nach einem Brand wieder zu errichtende Osterburg in Weimar. Der Zimmermann Arnold Fehr habe sie gebaut und am 13. Juli 1671 fertiggestellt.

Arnold Fehr habe sie aus einer auf dem Schlossplatz gefällten Eiche erstellt und sei so dem Tod durch den Strang entkommen. Hier das Liebesdrama und der Todeskampf in voller Länge. (Stand 2022-01-16).

„Am 28. August 1818 wies der Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, den Baurat Carl Friedrich Christian Steiner an, eine im Schlosse Weida entbehrlich gewordene, schön gearbeitete Wendeltreppe von 42 Fuß Höhe abbauen zu lassen, um sie im Turm, der an die Großherzogliche Bibliothek in Weimar angrenzt, für Bibliothekszwecke wieder aufbauen zu lassen.“ Ebenda.

Einen besonders peniblen Museumsleiter habe fast der Schlag getroffen, als er in einem Buch eine Wurstpelle als Lesezeichen fand. Heute werden in einer Vitrine weitere ausgefallene Lesezeichen, so unter anderem eine Kindersocke2022 01 15 02a und eine Fischgräte gezeigt.

Der Brand in der Anna-Amalia-Bibliothek schockierte Kulturliebhaber in aller Welt. Ein gewöhnlicher Kabelbrand habe ein Großfeuer ausgelöst und 50 000 Bücher vernichtet und 118 000 schwer beschädigt, die mühevoll restauriert werden mussten.

Doch zurück zu Anna Amalia. Rothen schilderte dann, dass die 16 jährige um ihre vorzeitige Anerkennung der Volljährigkeit kämpfen musste, wie sie ihr Vater Karl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel (1713–1780) unterstützte, wie sie sich in der von Männern dominierten Kunstwelt durchsetzte. Vor allem aber hob er ihre musischen Begabungen und ihre besonderen Beziehungen zu Goethe und Schiller, Herder und Wieland hervor. Sie habe wesentlichen Anteil an dem „Musenhof“ Weimar gehabt. Auch eine engere Freundschaft zu Goethe wird ihr nachgesagt, so dass die bis heute nicht geklärte Frage: „Hat er oder hat er nicht?“ im Raum stand.

Sophie von Sachsen-Weimar-Eisenach, Wilhelmina Sophie Marie Luise von Oranien-Nassau (* 8. April 1824 in Den Haag; † 23. März 1897 in Weimar), verwaltete unter anderem den Nachlass von Johann Wolfgang von Goethe und später auch von Friedrich Schiller. Sie habe so Rothen, den Nachlass gewissermaßen zensiert und als treugläubige Frau kirchenkritische und erotische Dokumente aus dem Nachlass vernichtet.

Auf ihr Wirken würde das Sophienhaus, die Goethe-Gesellschaft, das Archivgebäude für den Nachlass von Goethe, später dann auch für Schille. Zurückgehen.

Text und Fotos: Dr. Rainer Reinecke

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