Heimatverein "Alter Krug" Zossen e.V.

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2007 06 15 01Gunvor Lindström und Ulrich Wiegmann berichteten in Bildern und an Hand von Dokumenten über die archäologischen Funde vom Marktplatz in Zossen. Holzbohlenfunde auf dem Markt, Dinge des Alltags, Offenkacheln, alles interessant um mehr über das Leben der Zossener im Mittelalter zu erfahren. So berichtete Heidi Borchert in der Märkischen Allgemeinen vom 22.06.2007 darüber:

Zossen unter den Teppich geschaut Die Archäologen Ulrich Wiegmann und Gunvor Lindström berichten über Grabungsergebnisse / Schon vor 720 Jahren gab es Markttreiben in der Stadt

HEIDI BORCHERT

ZOSSEN Ulrich Wiegmann hat Zossen unter den Teppich geschaut. Der Archäologe begleitet seit fast zehn Jahren Bauarbeiten in der Stadt. Und seit 2005 ist Wiegmann mindestens einmal im Jahr Gast des Zossener Heimatvereins Alter Krug, um über seine Forschungen zu berichten.

Kürzlich ging es um die Grabungsergebnisse auf dem Zossener Marktplatz.

Bekannt ist, dass der Platz zwischen der heutigen Berliner- und Baruther Straße im 17.Jahrhundert vom Architekten Johann Gregor Memhardt neu gestaltet wurde und sein heutiges Gepräge erhielt. Aber wie er davor ausgesehen haben könnte, erläuterte Ulrich Wiegmann. So zeugen die gefundenen Holzbohlen davon, dass in Zossen schon vor 720 Jahren Märkte abgehalten wurden. „Wir nehmen an, dass die gesamte Fläche mit Holz ausgelegt war, damit man nicht im Schlamm versinkt“, erklärte er. Auf der nördlichen Seite des Marktplatzes, also vor den Rathaus, haben Wiegmann und seine Mitarbeiter nachweisen können, dass etwa zehn Meter vor der jetzigen Gebäudezeile bereits Häuser standen. „Der mittelalterliche Markt in Zossen, war also etwas kleiner“, so Wiegmanns Schlussfolgerung.

Und auch Dinge, die auf den Alltag der Bewohner schließen lässt, hat Ulrich Wiegmann zu Tage fördern können: ein fünf Zentimeter großes Tonpferdchen aus dem 16.Jahrhundert, dass wenig beschädigt ist; einen Zapfhahn von einem Fass, wahrscheinlich aus dem 17.Jahrhundert; Überreste eines Kammes; Münzen; einen Spinnwirtel; einen Horngriff von einem Messer; eine Glasmarke mit dem Herstellungsdatum von 1766 sowie ein Monokel.

Spektakulärer seien aber zahlreiche Ofenkachelfragmente, grün glasiert und verziert, aus dem frühen 16.Jahrhundert. Es war die Zeit als die evangelische Seite mit der katholischen abrechnete. Wiegmanns Frau Gunvor Lindström, ebenfalls Archäologin, hat sich aus purem Interesse in ihrer Freizeit mit deren Herkunft beschäftigt. Wie ein Puzzle hat sie versucht, die Einzelteile zusammenzusetzen. „Es handelt sich um so genannte Reformationskacheln“, erzählt sie. „Viele davon sind verziert mit der Darstellung des Gekreuzigten und dem Teufel im Mönchsgewand.“ Parallele Beispiele hat Lindström in der Zitadelle Spandau gefunden. Und sie hat auch entdeckt, dass viele der Abbildungen auf diesen Kacheln auf Bildschöpfungen von Lucas Cranach dem Älteren zurückgehen.

Zwei Kachelfragmente hätten ihr ein Rätsel aufgeben, erzählt sie. Dargestellt ist eine Heiligenerscheinung, aber eher antikatholisch. „Ich habe ein halbes Jahr gegrübelt bis ich auf das Bild Salomos Götzendienst von Cranach gestoßen bin und Ähnlichkeiten zur Kachelabbildung feststellen konnte.“ Fast noch spannender ist für die Archäologin die Frage, wer solche Öfen in Zossen besessen haben könnte? Heimatforscher Klaus Voeckler aus Nächst Neuendorf wusste zu berichten, dass es auf der ehemaligen Burg gleich mehrere dieser Wärmespender gab. „In den Inventarlisten sind sie zwar verzeichnet, jedoch nicht ihr Aussehen beschrieben.“ Die Neugier der Wissenschaftlerin ist damit geweckt. Sie hofft in den noch nicht transkribierten Inventarlisten fündig zu werden.

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